Über die Bilder

MATERIAL

Pigmente, Marmormehl und Quarzsand werden von mir mit Acrylbinder gebunden.

BILDTRÄGER

Neben verschiedenen Papieren bevorzuge ich als  Bildträger MDF- Platten  ( mitteldichte Faserplatten). Diese Platten ermöglichen mir vielfältige Möglichkeiten des Auftragens und teilweisen Abtragens der Farbe.

Das Standardformat auf Papier ist 70×100 cm. Daneben gibt es Kleinformatiges in der Größe von 20×22 cm,  Hochformatiges 200x40cm  und verschiedene Zwischenformate. Die genaue Bildgröße erscheint beim Klicken auf die Bilder.

 

ÜBER DIE BILDER  Text von Ursel Kaminski

Die Eindringlichkeit und Überzeugungskraft von Susanne Baurs Bildern entsteht aus der Suche der Malerin nach Identität, aus der Auseinandersetzung mit der eigenen Person und dem direkten Umfeld; sie sind unmittelbarer Ausdruck von subjektiven Emotionen und Stimmungen.

ln Susanne Baurs Akten sind Fragmentierungen, Isolierung und manchmal Verzerrung, der natürliche Ausdruck individueller Eigenart und des persönlichen Temperaments, der deutlich Stellung bezieht gegen in sich erstarrte Komposition, gegen eine Art der Darstellung, die sich lediglich an die Ratio richtet.

ln Susanne Baurs Bildern steht die lntimität der Nacktheit häufig vor nicht näher zu definierender Fläche; Raum ist durch sparsam gesetzte Zeichen für Fenster oder Türen definiert. Farbe und Form bleiben ebenbürtige Ausdrucksträger. Selten prallen Gegensätze in farblichen und formalen Dissonanzen aufeinander.

In den neueren Arbeiten verwandeln immer öfter Raumgrenzen immateriellen Raum in sinnlich erfahrbare Form. Durch lenkende Richtungsachsen erhält der Raum ein Bewegungsmoment, das sich als Blick- und Wegführung auswirkt.

Die Rundkörperlichkeit des Aktes, seine Plastizität schiebt ihn nach vorne. Zwischen angedeutetem Raum und Figur entsteht ein Spannungsfeld in ständiger gegenseitiger Wechselwirkung. Susanne Baur setzt ihre Pinselstriche meist breit, pastos. Stets kann der Betrachter feststellen, dass Farbe ihre Eigenwertigkeit als Stoff besitzt.

Die sinnliche Qualität der Farbe ist nie als Nebeneffekt anzusehen, sondern als bewusst eingesetzte, der Farbe innewohnende Kraft. Die Körper sind aus Farbe aufgebaut, das Schwarz der Umrandung bildet deutliche Akzente. Einzelne Körperteile werden in die Fläche gebogen, das Motiv gegebenenfalls angeschnitten, so dass es der Betrachter gedanklich in den Raum fortsetzen kann.

PRESSE

 
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Ausstellung 2020

Erschienen am Dienstag, 13. 10. 2020,  in der Schwäbischen Zeitung Riedlingen von Waltraud Wolf

Favorit ist der weibliche Akt

Susanne Baur aus Sigmaringen stellt beim Kunstkreis 84 in Riedlingen aus

Susanne Baur zeigt sich zwischen zwei ihrer Bilder, die im Kaplaneihaus in Riedlingen zu sehen sind. (Foto: Waltraud Wolf)

Riedlingen

„Figuration - Expression - Fiktion“ hat Susanne Baur aus Sigmaringen ihre Ausstellung beim Kunstkreis 84 Riedlingen im Kaplaneihaus überschrieben. Eröffnet wird sie am kommenden Donnerstag, 15. Oktober, 19 Uhr.

Ulla Mross aus Mengen, die 2017 in Riedlingen ausstellte, hat sie auf den Kunstkreis 84 aufmerksam gemacht und so hat sie sich um die Präsentation ihrer eigenen Werke beworben. In ihr wird das Interesse der Künstlerin an Menschen und insbesondere am weiblichen Körper deutlich. Das sei schon in jungen Jahren bei ihr ausgeprägt gewesen, sagt sie. Doch sie holt sich für ihre Aktbilder keine Modelle ins Atelier, sondern arbeitet nach Fotos aus Zeitschriften, Bildbänden. Das Besondere an ihren Werken: Sie „verspannt“ ihre Figuren in den Raum. So wird schon in ihren Aktbildern eine zweite Leidenschaft deutlich: die Architektur.

Bei einer Fortbildung hat Susanne Baur sie für sich entdeckt und so spiele das eine in das andere mit rein. Schicht für Schicht trägt sie die Farbe auf. So schimmerten die unteren Farben durch, erklärt sie anhand eines Bildes, lassen ein Farbkleid erahnen, das die Figur nicht nackt erscheinen lässt. Sie überarbeitet immer wieder. Marmormehl wirkt wie ein Schleier, kristallisiert die Figur heraus. Hier und dort bleiben die Original-Palette oder das Papier unbemalt, sind Teil der Komposition. Susanne Baur sprayt, schüttet dünnflüssige Farbe auf Platte oder Papier, trägt auf und ab, bindet zufällig entstandene Strukturen ein, verwendet zum Teil auch Quarzsand oder gar Bitumen, spricht von „Körperlandschaften“. Die Körper sind zumeist angeschnitten, die Frauen dahinter bleiben immer anonym. Raum und Figur gehen häufig ineinander über. Die Architektur nennt sie streng. Sie gebe den Rahmen. Fleischfarbig sind die Körper nie, Erdtöne verwendet Susanne Baur, aber auch Blau oder Rot. Kraftvolle dunkle Striche zeichnen die Bewegungen nach.

Sie spricht von einem „langen Prozess“, bis eines ihrer Bilder fertig ist und weist noch einmal auf das Verwerfen, Übermalen hin.

Dass sie gerne in Serien arbeitet, macht die Ausstellung in Riedlingen deutlich, vor allem auch in der Farbgebung, die sich gegebenenfalls ändert. Ton in Ton bleibt sie dennoch. Bei den Architekturbildern verrät sie Assoziationen, die sie als Kind hatte, erinnert sich an das alte Haus ihres Opas. Sie zeigen ungeheuer viel Tiefe, „ziehen“ den Betrachter „in das Bild hinein“. Die Perspektive, so Susanne Baur bei der Ausstellung 2018 in Sigmaringen, fasziniere sie seit langem, verbunden mit der Frage: Wie erzeuge ich auf einer zweidimensionalen Fläche den Tiefeneindruck? Wer die Bilder im Kaplaneihaus betrachtet, bekommt den Eindruck, dass sie die Antwort gefunden hat. Malen zu müssen, nennt die Realschul-Rektorin, die sie seit 2019 in Mengen ist, ein Grundbedürfnis. Sie hat denn auch Kunsterziehung an der Hochschule der Bildenden Künste in West-Berlin studiert und wechselte 1992 an die Pädagogische Hochschule Weingarten mit dem Hauptfach Bildende Kunst, um dieses Fach viele Jahre an der Realschule in Winterlingen zu lehren und sich überdies von 2012 bis 2016 als Mitglied der Bildungsplankommission Bildende Kunst in der Sekundarstufe 1 am Kultusministerium in Baden-Württemberg einzubringen.

Auf das Jahr 1997 datiert ihre erste Ausstellung zurück, im Frauenbegegnungszentrum in Sigmaringen. Viele folgten, ob im Schloss Meßkirch, im Kreiskrankenhaus Nürtingen, im Heimatmuseum Fridingen und zuletzt 2018 zusammen mit Jürgen Schulz-Lorch in der Galerie GOART in Sigmaringen. Seit 2017 ist sie sogar mit Bildern im Kultusministerium in Stuttgart vertreten. Eine Vernissage unter Corona-Bedingungen - inklusive Maskenpflicht - zu veranstalten, ist für den Kunstkreis 84 Riedlingen eine Herausforderung. Sein Vorsitzender Dr. Berthold Müller will es dennoch wagen und die Besucher-Zahl Corona-gerecht - je nach Andrang - auf die Ausstellung und die Eröffnung im Multifunktionsraum aufteilen. Das kann bedeuten, dass das Künstler-Gespräch, das er mit Susanne Baur führen will, auch ein zweites Mal stattfindet. Auch auf Musik wird nicht verzichtet. Die Conrad Graf-Musikschule sorgt dafür. Was es jedoch nicht geben wird, das ist das bei den Ausstellungs-Eröffnungen des Kunstkreises 84 so geschätzte Büffet mit kulinarischen Köstlichkeiten. So muss der Gaumen verzichten, dafür darf sich das Ohr an Instrumental-Klängen erfreuen und das Auge sich an Bildern ergötzen.

Die Ausstellung „Susanne Baur: Figuration - Expression - Fiktion“ im Kaplaneihaus, Kirchstraße 2, in Riedlingen ist zu sehen vom 16. Oktober bis 8. November jeweils freitags und samstags von 15 bis 17 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr. An allen Sonntagen wird die Künstlerin anwesend sein.

 



Einladungskarte GORART 2018

Ausstellung 2018

Schwäbische Zeitung vom 16.07.2018 von Gabriele Loges

Frauenbilder im Mittelpunkt der Ausstellung

Gut ein Jahr nach der Eröffnung der Galerie „Gorart“ hat Jürgen Schulz-Lorch erneut eine Künstlerin eingeladen, mit ihm gemeinsam und diesmal unter dem Titel „Ansichten – Sichtwechsel – Wechselsicht“ auszustellen. Das Konzept hat sich offensichtlich etabliert. Zahlreiche Kunstbegeisterte ließen es sich nicht nehmen, gezeichnete Körper aus unterschiedlichsten Blickwinkeln zu bestaunen und lebhaft über Kunst zu sprechen.

Der große Ausstellungsraum in der Gorheimer Straße war voller Besucher. Jürgen Schulz-Lorch stellte sich zur besseren Übersicht auf einen Stuhl und verkündete: „Wir haben leider unseren Laudator verloren.“ Man wolle sich deshalb gegenseitig vorstellen. Mit Susanne Baur verbinde die Familie eine lange Freundschaft, man lebe zudem in derselben Straße: „Unsere Verbindung ist also privater wie künstlerischer Natur, es war nur eine Frage der Zeit, bis wir gemeinsam etwas machen.“

Susanne Baur hat in Berlin und Weingarten Kunst und Kunsterziehung studiert und unterrichtet Kunst und Mathematik an der Winterlinger Realschule.

Sie habe das Sujet „Frau“ nie verlassen und male hierzu „mehr als ich, und das will was heißen“, sagte Schulz-Lorch anerkennend. Und schon stieg er vom Stuhl und beschrieb am Bildobjekt, welche „spontanen wie energiegeladen Prozesse“ ihm auffielen. Baurs „Frauen“ sitzen auf etwas oder lehnen sich an. „Da steckt Kraft dahinter, da sind Spannungsfelder und angedeutete Räume“, fasste der Künstlerkollege mehrere ihrer Bilder zusammen und bewunderte: „Jede Frau ist eine zusammengefasste Emotion.“ Neben den Frauenbildern hat Baur auch reine „Räume“, die sich der Architektur im geläufigen Sinne entziehen, gemalt. Diese Bilder entführen, so Schulz-Lorch, in eine „spezielle Raumwelt mit irritierenden Merkmalen“. Andere Ausführungen dieser Bildräume würden zurzeit im Kultusministerium Stuttgart hängen – allerdings in einem größeren Format. Die Perspektive, so Baur später, fasziniere sie seit langem: „Wie erzeuge ich auf einer zweidimensionalen Fläche den Tiefeneindruck?“

„Dunkel, diffus, düster, auf den ersten Blick und dann ein großartiges Farbenspiel“, beginnt Baur die Einführung in die ausgestellten Werke ihres Kollegen. Beim genaueren Hinschauen zeichneten sich körperhafte Figuren ab: „Abstraktion trifft Figuration.“ „Figur und Grund“, so Baur, „sind bei ihm miteinander verzahnt und stellen ein komplexes Zusammenspiel dar“. Sie sieht bei seinen Bildern gleichzeitig ein Innen und Außen. Als Restaurator komme ihm sein breites malerisches Repertoire zugute. Unkonventionell setze er Farbe und Material ein, und Baur ergänzt: „Seine Frauen sind provokant, erotisch, manchmal auch ein wenig furchteinflößend und einfach wunderschön.“

Gemeinsame Aktion

Im abgeteilten Kunst-Kabinett der Ausstellung fanden die Gäste die gemeinsame Kunstaktion, die zum Ausstellungskonzept gehört. Schulz-Lorch erläuterte den gemeinsamen Auftrag: „Wir haben uns lediglich auf das Format 15 mal 15 beschränkt, es hat viel Spaß gemacht, aber ihre Bilder sind deutlich ordentlicher.“ Dafür leuchten seine mit einer zusätzlichen Lichtquelle.

Nicht nur das Sujet „Frau“, sondern auch der gelenkte Zufall beim Malen in Mischtechnik spielt bei beiden Künstlern eine Rolle: Was macht die Farbe von sich aus, wo kann der Künstler ansetzen und „Seins“ daraus formen? Ansonsten bringen die Frauenakte ganz eigene Sichtweisen. Auch wenn die Bilder im gleichen Raum vereint sind, bleiben sie abgegrenzt und laden zur Auseinandersetzung ein. Schon bei der Vernissage wurden einzelne Bilder mit einem roten Punkt versehen – sie werden nach der Ausstellung in einem anderen Umfeld wirken.

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Ausstellung 2016

Schwarzwälder Bote

Winterlingen Frauenakte am Rund der alten Mauer

von Susanne Grimm 13.09.2016 – 20:15 Uhr

Eines der Werke, die Susanne Baur im Benzinger Wasserturm ausstellte. Foto: Schwarzwälder-Bote

Der Förderverein Benzinger Wasserturm und sein Vorsitzender Günter Hahn haben wieder einmal die Gelegenheit genutzt, zwei Anlässe mitein­ander zu verbinden: das alljährliche Wasserturmfest mit dem Tag des offenen Denkmals.

Winterlingen-Benzingen. Der 27 Meter hohe Wasserturm ist das Wahrzeichen Benzingens. Um ihn zu erhalten, hatten 27 Benzinger Bürger vor 19 Jahren den Förderverein Wasserturm gegründet und das Bauwerk zwei Jahre später in mühevoller Kleinarbeit saniert. Mittlerweile ist der Verein aus dem Dorfleben Benzingens nicht mehr wegzudenken und sein Wasserturmfest ein fester Termin im Veranstaltungskalender. „Jedes Jahr bieten wir den Interessierten am Tag des offenen Denkmals die Gelegenheit, den Turm zu besichtigen und mehr über seine Geschichte zu erfahren“, erklärt Günter Hahn.

Ausstellungen unterschiedlicher Art verführen bei diesem Fest die Besucher zum Aufstieg. Im begehbaren Teil des Turms, 20 Meter über der Erde, können sie sich anschließend von den Exponaten der Künstler in den Bann ziehen lassen und die Aussicht aus den winzigen Turmfenstern genießen. In diesem Jahr stellte die heimische Künstlerin Susanne Baur aus – von den überraschend zahlreich erschienenen Besuchern erklommen etliche die mehr als 60 Stufen der engen Wendeltreppe, um sich ihre Bilder anzusehen.

Andere zog es zu den Verpflegungs- und Getränkeausgabestellen, an denen Ortsvorsteher Ewald Hoffmann und Wolfgang Mordan Dienst taten – Mordan ist erst kürzlich zum Vorsitzenden des neu gegründeten Fördervereins Backhaus gewählt worden. Die hochsommerliche Hitze des Septemberwochenendes machte die Festgäste erkennbar durstig, wobei davon ausgegangen werden darf, dass mehr Bier als Wasser floss. Zumal der „Wasser-Turm“ „nur noch“ eine historische Größe ist.

Susanne Baurs Bilder stehen in deutlichem Kontrast zu dieser Historizität: Ihre Arbeiten, überwiegend Frauenakte, scheinen Raumgrenzen zu verwandeln, ja wirkten zum Teil derart dreidimensional, dass der Betrachter versucht war, das Gemälde anzufassen, um sich seiner Seheindrücke zu vergewissern. Manch ein Besucher stand wie versunken vor den Bildern, die sich ungeachtet ihrer Modernität harmonisch in das Rund des alten Mauerwerks einfügten.

Am Abend zuvor war die offizielle Eröffnung des Wasserturmfests über die Bühne gegangen. Ab 20 Uhr rockte die Band „Uschi“ vor dem Turm und heizte mit Gitarre und Gesang dem Publikum ordentlich ein. „Wir hatten noch nie so viele Gäste“, freute sich Günther Hahn. „Es dürften an die 400 Personen gewesen sein.“ Bis zwei Uhr morgens sei getanzt und gefeiert worden.

Auch am Sonntag war für alle Altersgruppen etwas geboten. Für den guten Ton sorgte am Nachmittag Alleinunterhalter Josef Ermler auf seinem Keyboard – vor allem die weiblichen Besucher fühlten sich durch seine Rhythmen zum Tanzen animiert. In Ermangelung männlicher Partner tanzten die Damen mitein­ander und hatten sichtlich Spaß dabei. Für die jungen Besucher hatten die Veranstalter Kinderschminken organisiert; zudem stand die Bühne auf dem Festgelände allen Hobbykünstlern zur Verfügung, die sich präsentieren wollten.

 

2012

Kunstauktion bringt 42 500 Euro ein

Die Firma Werz in Harthausen veranstaltet Auktion für krebskranke Kinder

Überglücklich verkündet Dr. Nurhan Sidal das Ergebnis der Auktion, alle Kunstwerke wurden für den guten Zweck verkauft. Ganz rechts freut sich Gabriele Werz von der Firma Werz Spezialhärterei bei der Scheckübergabe. (Foto: Sabine Rösch)

Von Sabine Rösch

HARTHAUSEN / sz Eine derartige Ansammlung regionaler und auch internationaler Kunst dürfte die Schwäbische Alb noch nicht allzu oft gesehen haben. In den Firmenräumen der Spezialhärterei Werz in Harthausen fand am Wochenende eine Auktion von über 200 Kunstwerken von 50 Künstlern statt, deren Erlös komplett krebskranken Kindern der Grace-P.-Kelly-Vereinigung zu Gute kam. Am Ende der Versteigerung konnte die Initiatorin Nurhan Sidal aus Trochtelfingen die sensationelle Summe von 42 576,95 Euro verkünden.

Der Aufwand für den großen Tag war enorm. Von der Idee und dem Traum, Kunst als Brücke zwischen Starken und Schwachen zu bauen, bis zum großen Tag gingen drei Jahre ins Land. Doch die Mühe ob der riesigen Organisation wurde mit der finalen erfolgreichen Auktion belohnt. Im Rahmen eines großen Festaktes wurde in den Räumen der Firma Werz, in der die vielen Kunstwerke schon seit mehreren Monaten zu besichtigen waren, höchstbietend versteigert.

In der Eröffnungsansprache zeigte sich Firmenchef Bernhard Werz hocherfreut über die zahlreichen Gäste. Besonders freute sich Werz, dass auch die Vorsitzende der Grace-P.-Kelly-Stiftung, Erika Heinz persönlich anwesend war. Für die kleinsten Gäste sorgten die Tübinger Klinik-Clowns sowie Kinderbuchillustratorin Kathrin Engelking aus Hamburg für Kurzweil. Auch Landrat Dirk Gaerte, MdB Thomas Bareiß und die Bürgermeister Friedrich Bisinger (Trochtelfingen) sowie Holger Jerg (Gammertingen) wohnten dem Spektakel bei und ersteigerten mehrere Kunstwerke.

 

Die mit Spannung erwartete Auktion begann nach einer beeindruckenden Show von Thorsten Strotmann, der mit Magie und Zauberei verblüffte. Potenzielle Interessenten konnten sich schon im Vorfeld registrieren lassen und Gebote abgeben. Als Kaufwilliger bekam man eine Nummer zugewiesen, die man bei Interesse an einem Exponat in die Höhe hielt. Doch auch Kurzentschlossene konnten per Handzeichen mitbieten.

Im Hintergrund war alles bestens organisiert, die verkauften Kunstwerke wurden verpackt und sofort ausgegeben. Für beste Verköstigung sorgten Trochtelfinger und Harthauser Vereine. Nach drei Stunden Bieten, Steigern, Erwerben unter Leitung von Auktionator Thomas Leon Heck, der sich immer wieder den Schweiß von der Stirn tupfen musste, konnte das stolze Ergebnis der Gesamtsumme verkündet werden.

Überglücklich bedankte sich Initiatorin Nurhan Sidal bei den vielen Helfern, Sponsoren und Unterstützern. Auch Bernhard Werz war am Ende des Tages erschöpft, aber sehr zufrieden: „Ich wagte nicht zu hoffen, dass tatsächlich alles verkauft wird. Über 40 000 Euro Erlös – dafür hat es sich gelohnt.“

(Erschienen: 15.10.2012 18:45)

Kunst kämpft mit gegen Krebs

VON CORINA KANZ

GAMMERTINGEN-HARTHAUSEN. Mehr als 40 000 Euro sind jetzt bei der Versteigerung von Kunstwerken in der Spezialhärterei Werz in Harthausen zugunsten der Grace P. Kelly Vereinigung zusammengekommen. Damit war das von Dr. Nurhan Sidal aus Trochtelfingen initiierte Projekt Kunst ist Leben – Leben ist Kunst, (KiL-LiK) überaus erfolgreich.

Auktionator Leon Heck in Aktion: Nahezu 200 Kunstwerke kamen unter seinen Hammer. FOTO: KANZ

Mehr als 50 Künstler aus Deutschland, Italien, der Schweiz und der Türkei hatten dafür rund 200 ihrer Werke gestiftet. Seit Juli konnten die verschiedenen Kunstobjekte in der Firmenhalle besichtigt werden: Mit dem Erlös will die Grace Kelly Stiftung krebskranke Kinder und deren Familien im Kampf gegen Krebs unterstützen.

Außergewöhnlicher konnte ein Ort für eine Kunstausstellung und Benefizauktion kaum sein. Doch nur auf den ersten Blick, denn die modernen und lichtdurchfluteten Räume des Familienbetriebes erwiesen sich sogar geradezu prädestiniert dafür. Seit dem Bau des Gebäudekomplexes im Jahre 2009 versuchen Inhaber Bernhard Werz und seine Frau, hier Technik und Kunst zu vereinen – hier war also nicht die erste Ausstellung von Kunstwerken. Das jetzt zu Ende gegangene Projekt KiL-LiK war jedoch das weitaus größte und aufwendigste.

Für dessen Initiatorin Dr. Nurhan Sidal aus Trochtelfingen war es ein lang gehegter Wunsch, solch ein Projekt für krebskranke Kinder in die Realität umzusetzen. »Die Vorbereitungen verliefen eigentlich problemlos, und das Endergebnis ist für mich jetzt einfach nur überwältigend«, ist Sidal nach der Versteigerung sichtlich erleichtert und überglücklich. Denn fast alle Kunstwerke haben neue Besitzer gefunden. Es kamen Aquarelle und Öl- oder Acrylgemälde in verschiedensten Farben und Stilrichtungen unter den Hammer. Aber auch faszinierende Fotografien, lustige Karikaturen, bunte Collagen, außergewöhnliche Skulpturen oder sonstige gestiftete Objekte. Allein bei der Versteigerung des wertvollsten Gemäldes »Disteln« von Mahmut Celayir, hat Auktionator Thomas Leon Heck 3 300 Euro erzielen können.

Nicht minder abwechslungsreich als die versteigerten Exponate war das Rahmenprogramm. Für das leibliche Wohl war bestens gesorgt. Und die vielfältigen musikalischen Darbietungen von brasilianischer Trommelmusik über Experimentelles zu Klassik, Rock und Blues sowie die Vorführungen des renommierten Stuttgarter Magiers Strotmann begeisterten das Publikum. »Es ist für mich eine Ehre, dass ich hier für einen guten Zweck auftreten darf«, erklärt Klaus-Peter Graßnick, der Bassist der Rockband The Time.

Auch die kleinen Gäste kamen mit den Clowns der Tübinger Kinderklinik und dem von Künstlern geleitete Kindermalworkshop durchaus auf ihre Kosten.

Gabriele Werz, die Frau des Firmeninhabers, meint am Ende zufrieden: »Die Wände sind jetzt wieder weiß. Das ist für uns zwar ein bisschen schade, für die Aktion aber natürlich ein riesiger Erfolg. Mit dem Ergebnis können wir auf jeden Fall sehr zufrieden sein.« (GEA)

 

2010

Wo Pinsel und Bürsten überall liegen

Ganz schön viel Neugierde bringen die Besucher des Ateliers mit. Susanne Baur (links auf dem Bild) erklärt, wei sie arbeitet, wie ihre Werke zustande kommen.

SIGMARINGEN / sz Über einen großen Gästeandrang haben sich die Künstlerinnen Susanne Baur und Ursula Kaminski am Tag des offenen Ateliers gefreut. Der Verband der bildenden Künstler Baden-Württemberg hatte landesweit eingeladen, die Ateliers zu öffnen. Dies ermöglichte eine Begegnung mit Kunst am Ort ihrer Entstehung.

Von unserer Mitarbeiterin  Vera Romeu

Es ist ein Ein- und Ausgehen im Atelier der Gorheimerstraße. Dort in einem lichten Raum malt Susanne Baur. Die Besucher sind Freunde, Bekannte und viele Unbekannte, die mit der Presseankündigung in der Hand mehrere Ateliers im Landkreis nacheinander aufsuchen. Die Neugier ist groß, nachzuspüren, wie und wo Kunst entsteht. „An einem solchen Tag ist für Kunstinteressierte die Hemmschwelle niedrig, ein Atelier zu besuchen. Es ist eine offene Einladung, die zu nichts verpflichtet“, freut sich Susanne Baur.

In lockerer Atmosphäre stöbern Besucher durch den Arbeitsplatz „Kuns“. Man schaut sich um, nimmt Bilder aus den Fächern und Schubladen. Baur zeigt sich großzügig und gelassen. Sie beantwortet viele Fragen: Was ist ein Fluchtpunkt, warum braucht man einen Föhn? Den Föhn braucht sie, weil sie immer wieder die Farbe von den Bildern abwaschen muss, weil sie damit noch nicht zufrieden ist. Dann trocknet sie das Bild und arbeitet weiter. So gibt die Künstlerin auch ihre Arbeitsweise preis, legt das sich langsam Vorantasten offen.

Ihr Thema ist fast ausschließlich der Frauenakt. Und dies seit Jahren. An der Staffelei sind viele Fotografien von Frauenakten in unterschiedlichen Haltungen angeheftet. „Mich interessiert die Körperhaltung, die Spannung, die im Raum hängt und übersetze sie für mich“, erklärt Baur. Sie arbeitet in Serien, von einem Motiv entstehen meist fünf oder sechs Darstellungen. Spannend sind die Bilder, die Frauenakte zeigen, deren Gesichter bis zur Unkenntlichkeit abstrahiert sind. Kraftvolle Striche zeichnen die Bewegungen nach, als ob sie noch in der Luft hingen. Baur malt Bewegung und Innehalten zugleich.

Die Stimmung ist gesprächig

Im gewöhnlich ruhigen Atelier ist die Stimmung gesprächig, gemütlich, fröhlich. Baur schenkt Kaffee aus und erzählt von ihrer Arbeit. Baur lebt und arbeitet unter demselben Dach, Kunst und Lehraufträge, die sie in Winterlingen und Reutlingen inne hat, bestimmen ihren Alltag. Die Gäste genießen ihre offene Art, den Mythos vom gequälten Künstler bestätigt sie nicht. Auf den Regalen stehen Gläser mit Farbpigmenten, Pinsel und Bürsten liegen überall.

Die Bildhauerin Ursula Kaminski präsentiert ihre Plastiken in Baurs Atelier. „Ich habe nur eine kleine Werkstatt, in der ich schweiße: Da hätte ich für Gäste keinen Platz“, erklärt die Künstlerin, die aus Fundstücken Kunstwerke gestaltet. Für die Atelierbesucher ist klar: die Malerei ist von Baur, die Plastiken sind von Kaminski.

Auch sie steht den Gästen Rede und Antwort. „Ich setze gefundene Holz- und Metallstücke zusammen. Wenn die Gesamtform für mich stimmig ist, dann bezeichne ich das Werk als fertig. Das muss der Betrachter nicht so empfinden“, erklärt die Künstlerin und geht auf kontroversen Gesprächen ein. Auch sie arbeitet solange an einem Werk, bis sie das Gefühl hat, dass es passt. Darin sind beide Künstlerinnen ähnlich.

Den Tag des offenen Ateliers haben beide als Chance wahrgenommen, mit Gästen ins Gespräch zu kommen, ihre Leidenschaft mit anderen zu teilen.

(Erschienen: 28.04.2010 19:00) Schwäbische Zeitung

2006

01.07.2006 06:08

Der Adel im Fokus des Künstler-Volks

Ausstellung „Kunst adelt“ in der Kreisgalerie im Meßkircher Schloss – 14 Kunstschaffende aus dem Kreis zeigen 35 Werke

Messkirch

„Der Adel ist durch die kritische Betrachtung durch die Künstler in der bürgerlichen Realität angekommen“, resümierte Kreisarchivar Edwin Ernst Weber über die Ausstellung „Kunst adelt“, die am Sonntag in der Kreisgalerie im Meßkircher Schloss eröffnet wurde – wir berichteten bereits. Künstler aus dem Landkreis Sigmaringen haben sich mit dem Thema „Adel“ auf sehr vielfältige Art auseinandergesetzt und präsentieren nun in der Kreisgalerie ihre Werke.

„Es ist ein Schloss – es trägt“, war sich Landrat Dirk Gaerte sicher, als er die Ausstellung in den renovierten Räumen der Kreisgalerie eröffnete. Er hob in seiner Ansprache hervor, dass in früherer Zeit der Adel als Mäzen auftrat, Kunst in Auftrag gab. Bei dieser Ausstellung nun hat sich das Verhältnis verändert: Der Adel steht im Mittelpunkt des Schaffens freier Künstler. Die Ausstellung „Kunst adelt“ ist die zweite Tranche im Begleitprogramm der Regionalausstellung „Adel im Wandel“. Die Kreisgalerie will jährlich eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst präsentieren.

Der Dank der Künstlerin Dorit Marbach galt der Stadt Meßkirch: „Wir sind froh, dass wir uns hier ausbreiten dürfen.“ Damit sprach sie den 14 Künstlern der Sektion Bildende Kunst des Kreiskulturforums aus dem Herzen. Sie lobte die herzliche Zusammenarbeit unter den Künstler, aber auch mit Stadt und Landratsamt. „Wir wollen, dass etwas geschieht im Landkreis Sigmaringen“, beschrieb sie den Antrieb der Initiatoren und Künstler.

„Der Adel ist ein kulturelles Schwerpunktthema des Landkreises“, unterstrich Kreisarchivar Weber. „Bürgerliche Künstler stellen in dieser Ausstellung subjektive Bilder und Projektionen vom Adel aus.“ Einzige Vorgabe war der Inhalt, nämlich „Adel“. Aus unterschiedlichen Perspektiven haben sich die Künstler des Kreises diesem Thema genähert, 35 Bilder, Plastiken, Objekte und Installationen ziehen die Blicke der Besucher auf sich.

Den sprichwörtlich aus der Krone gefallenen Zacken etwa stellt Ernst Lorch dar, die blaue Neonröhre symbolisiert das „blaue Blut“. Mit Hilfe von royalblauen Trophäen setzt sich D. A. Marbach kritisch mit der Jagdleidenschaft adeliger Herrschaften auseinander. Formschöne Stelen des Meßkircher Künstlers Eddy Michelberger eröffnen einen Blick auf den ehemaligen Herrenstand. König Fußball und Kaiser Franz, Plastikgeschirr im edlen Köfferchen und die englische Königin als Lego-Figur machten den Künstler R. W. Schmitt stutzig über den Wandel, der vor dem Adel nicht Halt macht. Das Edle entsteht durch den Blick des Betrachters, zeigt der Fotograf Ferdinand Joesten. Die Kunst adelt in seinen Bildern auch Unscheinbares. „Kunst ist Leben, Freude, Lust, Erde, Wasser, Tag und Nacht – Kunst ist alles, was Freude macht“, schloss der Pfullendorfer Musiker Winfried Burr die Eröffnungsfeier mit eindrücklichem Geigenspiel.

Ellen Baier; Südkurier

2005

Kunst im Brustzentrum

Arbeiten von Susanne Baur sind im Kreiskrankenhaus zu sehen

NÜRTINGEN (pm).

Im Kreiskrankenhaus Nürtingen ist derzeit die Ausstellung „Frauenkörper“ der Künstlerin Susanne Baur zu sehen. Die 1967 in Sigmaringen geborene Künstlerin hat Kunsterziehung an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin studiert und ihre künstlerische Ausbildung bei den Professoren Gerold Kaiser und Klaus Bodemayer an der Pädagogischen Hochschule Weingarten fortgesetzt. In der Ausstellung werden 30 Werke und Skulpturen gezeigt. Ihre Bilder können als expressive Malerei im engeren Sinn des Ausdrucks bezeichnet werden. Die Figuren in ihren Gemälden, meist Frauen, scheinen sich wie eine eruptive Kraft aus der Fläche zu lösen. Farbe und Form sind in den zügigen spontanen Arbeiten ebenbürtige Ausdrucksträger. Farbe besitzt stets ihre Eigenwertigkeit als Stoff, wird jedoch nicht nur als Äquivalent für Licht betont. Farbe ist Emotionsträger, bleibt jedoch meist in einer die gesamte Komposition prägenden Stimmung integriert. In der figurativen Malerei, die jedoch stark reduziert ist auf Umrisslinien, wird ein relativ hoher Grad an Abstraktion erreicht. Stets ist jedoch ihre Handschrift unmittelbarer Ausdruck subjektiver Emotionen und Stimmungen und Zeichen der Suche nach Identität.

Die Ausstellung von Susanne Baur ist bis zum 15. März 2005 im Kreiskrankenhaus Nürtingen auf den Stationsfluren der Ebene 4 und im Wartebereich der gynäkologischen Ambulanz zu sehen und kann täglich von 8 bis 19 Uhr besichtigt werden.

 

2004

Dem Leiden Antwort geben

Kunst in der Klinik: Gestaltung der Sigmaringer Krankenhauskapelle

Bei der Renovierung des Andachtsraumes im Sigmaringer Kreiskrankenhaus entstand eine große freie Wandfläche. Dort soll jedes Jahr aufs Neue ein Künstler oder eine Künstlerin die Gelegenheit haben, einen „bildnerischen Antwortversuch“ zu gestalten.

„Eine Krankenhauskapelle ist ja nicht einfach ein Gottesdienstraum.“ Der Satz hat es in sich, so schlicht er zunächst auch daherkommt. Waltraud Reichle lässt ihn wie beiläufig im Gespräch fallen, doch man darf davon ausgehen, dass die Pastoralreferentin um den darin liegenden Anspruch weiß. Seelsorge im Krankenhaus ist bekanntermaßen kein leichtes Geschäft, da gibt es nichts zu deuteln. Die Mehrheit der Patienten kämpft mit den so genannten Schattenseiten des Lebens, eine Dunkelheit, die auch der Arbeit und dem Alltag einer kirchlichen Mitarbeiterin ihre Prägung aufdrückt. Warum sollte sich das mit der Kunst im Krankenhaus anders verhalten?
Susanne Baur hat es sich nicht leicht gemacht. Es mag Aufträge geben, die der 36-Jährigen weniger Kopfzerbrechen bereiten als es bei der Gestaltung der Klinikkapelle der Fall war: einer Stätte, die Schmerz und Leiden atmet, an der Menschen mit ihrem Schicksal und mit ihrem Gott hadern. Menschen verschiedenster Herkunft, Gläubige, Atheisten oder Unsichere, Vertrauende und Verzweifelte.
Baurs „aufrechte Gestalten“ hätten es ihr angetan, sagt Waltraud Reichle, ihre „Figürlichkeit“ und „die lebensnahen Themen“ der Künstlerin, ihre Auseinandersetzung mit Personsein, Menschsein, Frau- und Mannsein. Das würde auch in die Kapelle passen, befand die Klinikseelsorgerin. Der Andachtsraum des Sigmaringer Kreiskrankenhauses war im Zug einer Renovation vor vier Jahren einem anspruchsvollen Auftrag unterstellt worden: Mit der Erneuerung war eine große freie Wandfläche zwischen Fensterfront und Altarraum entstanden. Hier solle „immer wieder etwas Neues Platz finden“, erklärt Reichle das Konzept. Jedes Jahr, so die Idee, würde ein Künstler, eine Künstlerin Gelegenheit haben, die Fläche zu gestalten, einen „bildnerischen Antwortversuch“ zu wagen

Wenn „Beweinung“ nicht mehr gefasst ausfallen kann

Der erste Auftrag für den freien Raum ging an Bernhard Maier, wie Baur ein Künstler der Region, der kurz vorher schon einen „Angehörigenraum“ auf der Intensivstation des Sigmaringer Krankenhauses gestaltet hatte. Maiers Entwurf aus dem Jahr 2002, ein Tryptichon mit dem Titel „Hände“ verarbeitet das Motiv von Umarmung und gegenseitigem Trösten auf. Der Mittelteil der Bildreihe nimmt Kontakt mit der Schmerzensmuttergottes an der linken Kapellenwand auf; er widme sie „denen, deren Beweinung nicht gefasst ausfallen kann, sondern ganz körperlich und die wörtlich so schwer fällt“, so Maier. „Mögen die Bildtafeln ein tröstender Hinweis sein, Umarmungen bieten, die Klage oder den Schmerz relativieren. Sie mögen vielleicht im Hoffen und Bangen Vertrauen wünschen, an Zuversicht erinnern.“ Im besten Falle würden sie vor allem eines sein: „Teil eines Ortes der Zuflucht, einer Oase der Ruhe.“
Nachdem der Künstler 2003 eine zweite Raumgestaltung geschaffen hatte – seine „Fallstudien“ thematisieren den „schicksalhaften Sturz ins Bodenlose“ und die Erfahrung, „aufgefangen und gerettet zu sein“ – ging mit Susanne Baur im vergangenen Jahr nun eine Künstlerin an die Arbeit. Ihr „bildnerischer Antwortversuch“, der vor kurzem in der Kapelle eingezogen ist, trägt den Titel „Raumkreuze“ und zeigt neun Bildtafeln, die sich „zu einer Serie von drei mal drei entwickelt haben“, so Baur; Kreuze, die als unbewegliche, statische Elemente den Raum begrenzen und definieren.

„Die Kreuze bilden immer von neuem den Anfang beziehungsweise den Ausgangspunkt in den Bildern“, erläutert die Künstlerin. „Zwischen den einzelnen Tafeln findet Reaktion und Interaktion statt, eine Bewegung von einem Bild zum nächsten. Das Kreuz wird begrenzt, das Kreuz setzt seinerseits Grenzen – es wird definiert und definiert selbst, es richtet auf, stützt und bietet Raum.“ Vor dem Auge der Betrachtenden ersteht ein vielgestaltiges, umfassendes Bild. Und zugleich ein Gegenüber, das zur Auseinandersetzung reizt – ähnlich wie bei den zahlreichen „weibsgroßen“ Gestalten, denen man in Baurs Atelier begegnet.

Jede Antwort muss zuerst nach ihrer Frage suchen.

Baurs „Raumkreuze“ – vielleicht neun menschliche Gestalten, die das Kreuz tragen, die getragen werden vom Kreuz – zeigen eine dritte Weise, im Bild Antwort zu geben: Etwa „auf die quälenden Fragen von allen, die zu irgendeiner Tag- oder auch Nachtzeit in diese Kapelle kommen“, wie Peter Stengele, früherer Regionaldekan von Sigmaringen, jetzt Hochschulpfarrer in Karlsruhe, bei der Einführung der Installation bemerkt. „Menschen, die kommen, weil sie es in ihrem Zimmer nicht mehr aushalten, weil sie Schmerzen haben, weil sie keinen Schlaf finden können, die auf einen Befund warten oder einen mitgeteilt bekommen haben …“ Antwort aber auch für Menschen, die kommen, um ihre Freude auszudrücken oder leise Danke zu sagen.
„Jeder Antwortversuch muss sich zuerst auf die Suche nach der Frage machen“, benennt Stengele die Herausforderung einer jeden Kunst, nicht nur jener für oder in einer Klinik. Weil eine Krankenhauskapelle eben „nicht einfach ein Gottesdienstraum“ ist. Oder doch ein sehr spezieller.

Autor: Brigitte Böttner

19.03.2004 06:02

Kreuz als Versuch einer Antwort

Neues Kunstwerk in der Krankenhauskapelle

VON KARLHEINZ FAHLBUSCH

 [Rahmen1] Raumkreuze“ lautet der Titel des dritten bildnerischen Antwortversuchs auf die Fragen und Sorgen, die von Kranken und ihren Angehörigen, aber auch vom Personal und Besuchern in eine Krankenhauskapelle getragen werden. Die Sigmaringer Künstlerin Susanne Baur hat das Werk geschaffen, das am Sonntag, 21. März um 9 Uhr in einem Gottesdienst in der Klinik in Sigmaringen feierlich übergeben wird. Hochschulpfarrer Peter Stengele, der neun Jahre Regionaldekan im Dekanat Hohenzollern-Meßkirch war, wird die Einführung halten.

Susanne Baurs „Raumkreuze“ sind der dritte Versuch, im Hinschauen Gewohntes aufzubrechen, Vertrautes wiederzufinden oder etwas Neues zu entdecken. Das Werk besteht aus neun quadratischen Teilen mit unterschiedlichen Darstellungen, die aber unabdingbar zueinander gehören. Gemeinsames Merkmal sind immer die Kreuze. Diese bieten die Möglichkeit der Koordination im Raum, der auf das Wesentliche reduziert wurde. „Die Kreuzform ergibt sich durch die Zwischenräume“, sagt Susanne Baur und erinnert sich an die Zeit vor einigen Monaten, als Waltraud Reichle mit dem Projekt auf sie zukam.

„Die erste Auseinandersetzung mit dem Thema war schwierig“. Wie kann eine Antwort aussehen? Gibt es überhaupt eine? Und da gab es auch den Selbstzweifel, ob sie überhaupt in der Lage sei, die geforderte Aufgabe zu lösen. Bislang hat Bernhard Maier, Lehrer, Künstler und Leiter der Ateliers im Alten Schlachthof in Sigmaringen, zwei „Antwortversuche“ gegeben. Die hingen jeweils ein Jahr auf einer großen Fläche in der Krankenhauskapelle. Auch das neue Werk soll so lange der Öffentlichkeit präsentiert werden – danach wandert es wieder in das Atelier der Künstlerin.

Mit den neun Teilen, die beindruckend und fremdartig und vertraut, anziehend und distanziert, aber in ihrer besondern Art auch faszinierend zugleich sind, will Baur einen Dialog mit der Kapelle führen, einen Blick auf die Menschen in diesem Raum werfen. „Das Raumkreuz hat sich bei mir in einem geistig kreativen Prozess immer mehr in den Vordergrund geschoben“, sagt sie. Betrachtet man die ersten Entwürfe, so lässt sich zwar das endgültige Ergebnis schon in Ansätzen erkennen, doch bis zum fertigen Werk war es ein Weg, der knapp ein halbes Jahr gedauert hat.

Dieser bildnerische Antwortversuch ist eine Aufforderung an die Bereitschaft  des Betrachters  sich zu öffnen. Er wird dann rational oder intuitiv in die Tiefe menschlichen Bewusstseins vordringen, um neue persönliche  Eindrücke und Erkenntnisse zu gewinnen.